Abschied von einem Mythos

Rotgelbe Legenden - Eine Serie von Manfred Kraus


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Längst sind die begeisterten Sprechchöre verklungen, ist das rhythmische Klatschen verebbt, der frenetische Jubel verstummt. Es ist ruhig geworden am Berliner Platz seit der endgültigen Schließung der legendären Eishalle im Jahr 2017. Die Zeit hatte sich nun einmal nicht anhalten und aufhalten lassen, das hatte sie sich schon gleich gar nicht. Wenigstens aber stand sie noch, die ehrwürdige Kultstätte des Kaufbeurer Eishockeys. Sie war da. Sichtbar. Greifbar. Als Sehnsuchtsort, dem nun aber die Bagger zu Leibe rücken, um ihn abzubrechen, abzureißen, dem Erdboden gleichzumachen. Das Ende ist nah und vielen Rotgelben blutet das Herz, da es jetzt endgültig heißt, Abschied zu nehmen von einer Herzensangelegenheit, Lebewohl zu sagen einem Mythos.

Rückblende. Kaufbeuren im Advent zwölf. Zehn Tage vor Heiligabend. Ein Freitag. Die Meisterschaftspartie gegen den Sportclub Riessersee wird am Vormittag abgesagt. Das Stadion ist mit sofortiger Wirkung gesperrt. Gutachter hegen Zweifel an seiner statischen Belastbarkeit. Streusalz hat die Fundamente der riesigen Tragepfeiler in Mitleidenschaft gezogen. Der Schock sitzt tief. Es kommt aber noch schlimmer. Hiobsbotschaft reiht sich an Hiobsbotschaft. Die Halle bleibt dauerhaft gesperrt. Sie ist in ihrer Substanz bedroht. Und der Verein in seiner Existenz, die nur noch am seidenen Faden hängt. Der ESVK steht auf der Straße. Mit all seinen Teams. Er hat seine Heimat eingebüßt. Muss auf Wanderschaft gehen. Mannschaft für Mannschaft. Spiel für Spiel. Training für Training. Mit Sack und Pack. Er erfährt aber Solidarität. Ist für zehn lange Monate auswärts daheim. Schultert die existenzbedrohende Herkulesaufgabe. Meistert sie in einem unvergleichlichen Kraftakt. Zieht den Kopf aus der Schlinge. Beeindruckt durch seinen Zusammenhalt, sein Durchhaltevermögen, seine innere Kraft. Kann sich auf die Unterstützung seiner Freunde und Anhänger verlassen. Alle legen sich mächtig ins Zeug. Die Eishockeyfamilie rückt noch enger zusammen. Gemeinsam ist der ESVK stark. Die altgediente Heimstatt am Berliner Platz wird notdürftig saniert und trotzdem zum Auslaufmodell mit knapp bemessenem Haltbarkeitsdatum. Ein neues Eisstadion soll entstehen. Der Stadtrat beschließt den Bau mit deutlicher Mehrheit. Derweil werden Fronten aufgebaut in der Stadt. Nach Irrungen und Wirrungen kommt es im Januar fünfzehn zum Urnengang. Alles steht auf dem Spiel. Die Bürger aber sprechen ein Machtwort. Bekräftigen überzeugend, dass die Eishockeyhochburg Kaufbeuren wirklich eine Hockeytown ist. Das Licht am Ende des Tunnels wird heller. Der Eishockeysport an der Wertach sieht Land. Sein Traditionsverein spürt wieder Boden unter den Füßen.

Die Eishalle am Berliner Platz entstand Ende der Sechziger. Sie katapultierte den Eissportverein Kaufbeuren damals in eine neue Dimension, galt als eine der modernsten des Landes, als Vorzeigeobjekt und als Schmuckkästchen. „Achtundfünfzig hatten wir Kunsteis und Holztribünen bekommen“, ordnete das mittlerweile verstorbene ESVK-Gründungsmitglied und Eishockeyurgestein Fritz Sturm die Dinge ein, „das war unheimlich wichtig und gab dem ESVK einen Schub, denn von da an stand zuverlässig Eis für den Spielbetrieb zur Verfügung. Und nicht nur das. Endlich konnte auch der schwerwiegende Wettbewerbsnachteil hinsichtlich der Trainingsmöglichkeiten ausgeglichen werden. Die Saison begann ja immer früher und während man in Kaufbeuren oftmals erst ab Weihnachten oder gar noch später über eigenes Eis verfügte, hatten sich die Spieler an Standorten mit Kunsteis schon längst vorbereiten und in Form bringen können. Die Stadionüberdachung und der Bau der Betontribünen stellten dann elf Jahre später einen weiteren Meilenstein in der Vereinsgeschichte des ESVK dar.“

Die vereinseigene Arena mit ihren 6300 Besucherplätzen vermittelte seinerzeit ein neues Eishockeygefühl und sie legte auf Jahrzehnte hinaus den Grundstein für künftige Erfolge, eröffnete sie doch gleichermaßen dem Spitzensport und der Nachwuchsarbeit vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten. Beide sind ohnehin eng miteinander verwoben. Sie bedingen einander. Das eine ist ohne das andere nicht denkbar. Damals wie heute. Talentschmiede Kaufbeuren. Spitzeneishockey in Kaufbeuren.

„Das alte Stadion ist für meinen Mann Hubert und mich immer ein ‘Stück daheim‘ gewesen. In unserer eigenen Kindheit sind wir dort Schlittschuh gelaufen und später haben wir die ersten Schritte unserer Söhne als Eishockeyspieler beobachtet“, erzählt Jutta Angerer aus Irsee, die beim ESVK berühmte ausländische Weltstars als Sprachlehrerin begleitet hat und darüber hinaus eng in die Betreuung des Nachwuchses eingebunden ist. „Wir haben am Berliner Platz große Eishockeyspieler persönlich kennengelernt und natürlich mit der ersten Mannschaft gejubelt und gelitten. Gerade aber auch für den Nachwuchs war dieser ein idealer Ort, um das eigene Talent weiterzuentwickeln. Einen ganz besonderen Höhepunkt stellt für mich der aufregend schöne Gewinn der deutschen Kleinschülermeisterschaft 2016 dar und natürlich werde ich niemals die Trauerfeier für Robert Dietrich im Eisstadion am Berliner Platz vergessen. Das ist und bleibt der wohl bewegendste Augenblick in all den hochemotionalen Jahrzehnten.“

Gleich der erste Akt hatte großes Theater geboten. Noch ehe sich die Ländermannschaften Deutschlands und Jugoslawiens am 9. Dezember 1969 zum internationalen Stelldichein an der Wertach einfanden, kreuzte nämlich bereits am 27. September zum ersten Bundesligaspiel ausgerechnet der von Xaver Unsinn trainierte schwäbische Erzrivale Augsburger EV mit seinen Haudegen Paul Ambros, Leonhard Waitl, Gori Köpf, Jozef Capla und dreitausend fanatischen Schlachtenbummlern im Jordanpark auf. Die neue Halle erlebte einen Massenandrang. Sie drohte gleich bei ihrer Feuertaufe aus allen Nähten zu platzen. Überall standen die Menschen. In den Gängen. Auf den Treppen. Hinter den Reklametafeln. Offiziell über sechstausend Besucher. Tatsächlich aber weit mehr. Jeder bekam sein Billett und es ist ein offenes Geheimnis, dass sich schließlich achttausend Personen auf die hoffnungslos überfüllten Tribünen zwängten, um dem nervenaufreibenden Derby beizuwohnen.

Die Gäste aus der Fuggerstadt strotzten nur so vor Selbstbewusstsein. Curt Frenzel hatte soeben für 135.000 Mark die gesamte Eishockeyabteilung des FC Bayern München aufgekauft. Mit allem drum und dran. Bis hin zu den Ausrüstungsgegenständen. Trainer Markus Egens Mannen aber stemmten sich vehement den favorisierten Gästen aus der Fuggerstadt entgegen. Sie gaben alles. Gerieten trotzdem in Rückstand. Wehrten sich. Glichen aus. Kamen wieder ins Hintertreffen. Sorgten für den erneuten Gleichstand. Gingen in Führung. Gaben den Vorsprung nicht mehr aus der Hand. Hielten stand und ihre Anhänger in Atem. Rangen den AEV mit 6:5 nieder. Obsiegten im spannungsgeladenen Prestigeduell. In einem Kampf auf Biegen und Brechen. Schlussmann Wolfgang Haberstock wuchsen tausend Hände. Florian Strida dirigierte die Abwehr mit Umsicht. Und vorne traf Torjäger Walter Köberle gleich dreimal ins Netz. Auch Mandi Hubner, Alfred Lutzenberger und Rudi Uhrle überwanden Augsburgs fangstarken Nationalkeeper Robert Merkle, der später auch für den ESVK auflaufen sollte. Die Premiere gelang mit Bravour. Der Berliner Platz bebte. Wurde zum Tollhaus. Ein bewegtes und bewegendes halbes Jahrhundert Kaufbeurer Eishallengeschichte nahm seinen Anfang.

Viel Wasser ist seitdem die Wertach hinabgeflossen. Der ESVK erlebte berauschende Höhenflüge mit überschwänglichen Jubelarien, er durchwanderte aber auch bedrückende Talsohlen mit bitteren Tränen. Der Berliner Platz ist derweil in die Jahre gekommen, altehrwürdig geworden und schließlich auch marode. Und trotzdem. Obwohl die Eishalle dem Zeitgeist längst nicht mehr Genüge zu tun vermochte, schlug das Kaufbeurer Eishockeyherz noch immer kraftvoll in ihr. Sie strahlte etwas Erdiges aus, etwas Echtes und Ehrliches, etwas Glaubwürdiges, war ein Hort der Tradition und ein Schatzkästchen der Erinnerung. Ihre dicken Wurzeln gründeten tief. Sie hatten etwas zu erzählen. Geschichten, die einmal ein gutes Ende genommen hatten, ein andermal nicht. Gerade das aber machte den Berliner Platz aus. Er war wie das Leben.

 

Wer ihn besuchte, der zog für gewöhnlich weder seine Jacke aus noch ein Opernglas aus der Tasche. Die Luft war frostig, aber erfüllt von Nähe. Unmittelbarkeit verdichtete die Stimmung. Zwischen dem Publikum und dem Spielgeschehen blieb bestenfalls Platz für den milchigen Hauch der Atemwolken. Legendär sind die neunundzwanzig klirrenden Minusgrade einer Bundesligapartie gegen den Sportbund Rosenheim Mitte der Achtziger, doch auch jüngere Herzblutrotgelbe wie der Kaufbeurer Stefan Kleinheinz haben den Eiskeller tief in ihr Herz geschlossen. „Ich habe den Großteil meines Lebens am Berliner Platz verbracht“, schwärmt Humpa, „war Fanbeauftragter und bin noch immer beim Bankdienst. Da waren Wochenenden dabei, an denen ich sechs Eishockeyspiele erlebt habe. Mein persönlicher Lieblingsmoment ist ein Match gegen Landshut bei minus siebzehn Grad. Wie immer herrschte eine Bombenstimmung im Block und als wir in unserem jugendlichen Leichtsinn mit nacktem Oberkörper feierten, kam eine besorgte alte Dame von den Sitzplätzen herauf, um mir ihre Decke anzubieten. Bua, ziah dr halt ebbas ah, meinte sie fürsorglich. Der Berliner Platz mit seiner gewaltigen Atmosphäre war für mich wie eine Heimat und die Stadionschließung hat mich in Mark und Bein getroffen. Da war ich lange sehr traurig. Auch viele Auswärtsfans waren sehr betrübt, weil sie unsere Halle als eine der coolsten des ganzen Landes wahrgenommen haben.“

Der Berliner Platz atmete Geschichte und er lebte seine Rituale. Im Puck und auf dem Stadionvorplatz trafen sich die Eishockeyphilosophen zum Pausengespräch, während die Becher am Bierstand wohlwollend eingeschenkt wurden. Ein Lächeln gab es obendrein gratis dazu. Nebenan glich die Geschäftsstelle im Abendlicht einem Schnappschuss auf einem Schwarzweißfilm. Die Treppenaufgänge waren ausgetreten, die Holzverkleidungen rissig, die Mauern und Wände hatten tiefe Kratzer, Narben und Falten. Wenn aber die rotgelben Hauptdarsteller auf dem Eis alles gaben, brannte die Hütte. In Kaufbeuren werden Siege gefeiert, die Heimmannschaft darf aber auch einmal verlieren, wenn es mit fliegenden Fahnen geschieht.

Den Gästeteams indessen haben die Stadionatmosphäre und die Begeisterungsfähigkeit des Kaufbeurer Publikums seit jeher Respekt eingeflößt. „Ich bin von den unvergesslichen Landshutspielen geprägt. Nachdem unsere Leistungsträger Vladimir Martinec und Bohuslav Stastny in Niederbayern während des Warmlaufens bei ausgeschaltetem Licht zusammengeschlagen worden waren“, entsinnt sich Miguel Neumann aus Irsee lebhaft der goldenen Achtziger, als der ESVK zweimal nacheinander kräftig an das Tor zur Endspielserie um die deutsche Meisterschaft klopfte, „herrschte am Berliner Platz eine unglaubliche Atmosphäre. Noch immer bekomme ich eine Gänsehaut, wenn ich bloß daran denke. Die weit mehr als sechstausend ESVK-Anhänger waren aufgebracht und sie verwandelten das Stadion in eine Hölle. Hätte jemand ein Streichholz angezündet, wäre der Hexenkessel wahrscheinlich explodiert.“

Die Leidenschaft genießt das Vorrecht, sich frei wie ein Vogel zu fühlen. Die mitreißende Stimmung unter dem durchhängenden Hallendach des Berliner Platzes aber hat ihrem Erwachen schon immer unzweifelhaft Vorschub geleistet. „Der Augenblick, der mich rotgelb berührt hat“, erzählt der Krumbacher Uli Niedermair mit leuchtenden Augen, „liegt weit über dreißig Jahre zurück. Ende November 1986 stiftete mich mein Freund Ali, dem ich noch heute dafür dankbar bin, zu einem Stadionbesuch in Kaufbeuren an. Wir standen zusammengepfercht auf der Tortribüne beim Puck. Über sechstausend Rotgelbe peitschten ihre Mannschaft im Spitzenspiel gegen die Kölner Haie bedingungslos nach vorne. Fanatisch, aber fair. Am Ende verlor der ESVK trotz eines überragenden Pavel Richter unglücklich 3:4. Es war ein tolles Spiel mit einer engen, großartigen Atmosphäre. Seitdem zieht es mich immer wieder magisch hinauf zum Berliner Platz.“

Leidenschaft und Passion hängen nicht vom Tagesgeschehen ab. Das gemeinsame Stadionerlebnis, das gemeinsame Hoffen, das gemeinsame Bangen, das Miteinander schweißen zusammen. Die Anhänger und ihren Verein, aber auch die Generationen. Nicht selten wird die enge Bindung an einen Klub vom Großvater an den Vater und von ihm an den Sohn und die Tochter weitergegeben. Gemeinsame Emotionen verbinden. Freude lässt sich tatsächlich verdoppeln und Leid teilen. Beim ESVK gibt es reichlich von beidem. Vielleicht liegt gerade darin sein Reiz. Er kann als Sinnbild für das Leben stehen, ist eine Leidenschaft, die Flügel verleiht, aber auch Leiden schafft. Und die Eishalle am Berliner Platz diente beinahe ein halbes Jahrhundert als Kristallisationspunkt dieser Leidenschaft. Sie war der Ort rotgelber Gefühle. Verfügte über geheimnisvolle Anziehungskräfte, die einem gar keine Wahl ließen. Man musste da einfach hin. Unabhängig von Banalitäten wie dem Tabellenstand, der laufenden Nase, dem beißenden Frost, gegen den ohnehin lange Unterhosen halfen. Jedenfalls ein Stück weit.

Der Berliner Platz taugte nicht für das Hochglanzpapier. Dafür besaß er eine Seele. Er atmete Eishockey. Ging man die Johannes-Haag-Straße hinunter, spürte man ihn schon, den Geist unserer alten Hütte, diesen Genius Loci, der der modernen Sportwelt vielfach abhanden gekommen ist, obwohl sie seiner doch so dringend bedürfte. Man kann ihn sich halt nicht kaufen.

Nun gut, wir wollen nicht blauäugig sein, sondern der Wirklichkeit ins Auge schauen. Weder Nostalgie noch Rührseligkeit bringen uns weiter. Die Zeit lässt sich nun einmal nicht aufhalten. Wieso auch. Man muss mit ihr gehen. Die Bedürfnisse ändern sich und mit ihnen die Notwendigkeiten. Es soll Zeitgenossen geben, die dem Luxus warmer Füße nicht abgeneigt gegenüberstehen. Ein bisschen Komfort kann also auch uns in Kaufbeuren nicht schaden. Das neue Stadion kann damit dienen. Mit ihm wurde ein neues Kapitel in der rotgelben Vereinsgeschichte aufgeschlagen. Er schreibt seine eigenen Geschichten.

Trotzdem legt mir die Wehmut ihren Schleier aufs Gemüt. Anno achtundsechzig habe ich an der Hand meines Vaters entlang dem Gasthaus Bad zum ersten Mal den schmalen Pilgerweg zum Eisstadion beschritten. Es hatte damals noch kein Dach über dem Kopf und an der Stelle, wo linkerhand einst ein unscheinbares Kassenhäuschen mit winzigen Fensterschlitzen am Jordanbächlein stand, ragen längst hohe Bäume in den Kaufbeurer Eishockeyhimmel, der zuweilen voller Geigen hängt, mitunter aber auch Tränen aus dunklen Regenwolken fallen lässt.

Spätsommer zwanzig. Der Berliner Platz hat sich auf seinen letzten Weg gemacht. Wehmut kommt auf. Wir verlieren einen Ort, wo der Funke übergesprungen ist. Unter der atemberaubenden Konstruktion des durchhängenden Hallendaches verwandelten ihn die Mannschaft und ihr rotgelber Anhang in eine Festung und in den berühmten Hexenkessel, als der das Kaufbeurer Eisstadion seit jeher gegolten hat. Bedingungslos standen die Anhänger wie ein Mann hinter ihrem ESVK, frenetisch peitschten sie ihr Team nach vorne, treu stärkten sie ihm den Rücken. Die Spieler dankten es mit Hingabe und Leistung. Kaufbeurer Tugenden, die man mit hinüber genommen hat an die Bahnhofstraße. Am Berliner Platz aber ist der Vorhang gefallen. Ein Kreis schließt sich. Die große Bühne des Kaufbeurer Eishockeys wird bald nur noch Geschichte sein. Es heißt Abschied zu nehmen von einer Herzensangelegenheit, von einer Kultstätte, von einem Mythos. Alles hat seine Zeit.

 

Kleine Stadiongeschichte

  • 1878 Gründung eines Kaufbeurer Schlittschuhclubs
  • 1890 Bau des Eisplatzes im Jordanpark
  • 1929 bis 1935 Existenz eines dem Eiskunstlauf zugewandten Eissportvereins Kaufbeuren
  • Januar 1946 Vereinsgründung des auf das Eishockey ausgerichteten Eissportvereins Kaufbeuren im Gasthof Engel in der Schmiedgasse
  • Februar 1946 Erste Spiele der Vereinsgeschichte auf dem Faulenbacher See (3:3) und auf dem Eisweiher im Jordanpark (3:3) gegen den deutschen Jugendmeister EV Füssen
  • 1952 Aufschüttung des Geländes und Bau von Holztribünen am Natureisplatz vor dem Gefängnis
  • Oktober 1958 Einweihung des Kunsteisstadions (rund 5000 Plätze auf Holztribünen) mit dem Freundschaftsspiel ESV Kaufbeuren gegen EV Innsbruck (6:3) und dreizehn Tage später mit dem Länderspiel Bundesrepublik Deutschland gegen Schweiz (3:9)
  • September 1969 Einweihung der überdachten Eishalle am Berliner Platz (6300 Plätze) mit dem Bundesligaspiel ESV Kaufbeuren gegen Augsburger EV (6:5), am 9. Dezember 1969 folgt das Länderspiel Bundesrepublik Deutschland gegen Jugoslawien (7:0)
  • 1986/87 Absoluter Kaufbeurer Zuschauerrekord mit 105.200 Besuchern in zwanzig Bundesligaheimspielen (durchschnittlich 5260 Zuschauer pro Partie)
  • Dezember 2012 Sperrung der vereinseigenen Eishalle am Berliner Platz (Kapazität mittlerweile auf 4600 Plätze gesenkt) nach der Feststellung baustatischer Mängel in einer Routineuntersuchung
  • Juni 2013 Beginn einer umfangreichen Teilsanierung
  • Bis Oktober 2013 Historische Leistung der zehnmonatigen Auswärts-daheim-Tour eines kompletten Eissportvereins
  • Oktober 2013 Aufhebung der Stadionsperre und hochemotionale Rückkehr an den Berliner Platz mit einem DEL2-Heimspiel gegen die Dresdner Eislöwen (2:0), Beschränkung der Zuschauerkapazität auf 2600 Plätze
  • Januar 2015 Gemeinsamer Kampf der gesamten Kaufbeurer Eishockeyfamilie mündet in den positiven Ausgang des Bürgerentscheids zum Neubau einer profitauglichen Eishalle
  • April 2017 Letztes Spiel in der Eishalle am Berliner Platz mit einer Play-off-Partie gegen die Bietigheim Steelers (3:7), Ende einer rauschenden Abschiedssaison
  • September 2017 Endgültig letztes Spiel am Berliner Platz gegen die Tölzer Löwen (5:3), nachdem Verzögerungen am benachbarten Neubau der ausgedienten Arena vier Vorbereitungsspiele als Zugabe bescheren
  • bis 8. Oktober 2017 Einweihungswochenende der neuen Eishalle an der Bahnhofstraße 11 (3100 bis 3500 Plätze) mit dem DEL2-Spiel ESV Kaufbeuren gegen die Wölfe vom EHC Freiburg (1:0) am 8. Oktober 2017
  • September 2020 Beginn der aufwendigen Abbrucharbeiten am Berliner Platz, die Eishalle soll bis zum Jahresende 2020 dem Erdboden gleichgemacht sein

An dieser Stelle legt die Serie „Rotgelbe Legenden“ eine Pause ein … Fortsetzung folgt!

Text: Manfred Kraus, Apfeltrach
Grafik: Manuel Ort

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