Rotgelbe Legenden - Eine Serie von Manfred Kraus

Teil 1 über Beppo Riefler


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Tagsüber ging er seinem Beruf nach, abends legte er den berühmten Erich Kühnhackl an die Kette. Beppo Riefler – der Inbegriff Kaufbeurer Eishockeytugenden. Ein Kämpferherz. Unermüdlich, unverwüstlich, unentbehrlich.

Im Sommer 1977 in die Erste gekommen, repräsentierte Beppo Riefler den Typus des geborenen Teamspielers, der sich fernab von Statistiken unablässig in den Dienst der Mannschaft stellte. Gleich in seiner Debütsaison leistete er seinen Beitrag zum Aufstieg in die Bundesliga, wo er schließlich in den goldenen Achtzigern zum festen Bestandteil und unverzichtbaren Baustein des wohl besten ESVK aller Zeiten heranreifte. Die Qualifikation für die zu Beginn des Jahrzehnts auch in Deutschland eingeführten Playoffs stellte seinerzeit geradezu eine Selbstverständlichkeit dar. Zweimal kämpfte Beppo Riefler an der Seite überragender Weltklassespieler vom Schlage eines Vladimir Martinec, Bohuslav Stastny und Didi Hegen sogar um den Einzug in die Endspielserie der Bundesliga.

Das Rampenlicht war seine Sache nicht. Trotzdem oder wohl gerade deshalb liebte ihn das Publikum. Sein Kampfgeist und seine Leidenschaft ließen den Funken überspringen, seine Bodenständigkeit und seine Vereinstreue erhoben ihn zur Identifikationsfigur. Es sind Spieler wie das Eigengewächs mit der 18 auf dem Rücken, die den Eissportverein Kaufbeuren seit jeher ausmachen. Auch und gerade wegen den Rieflers und Oppolzers, den Laaksonens und McFeeters zieht es die Eishockeyfreunde aus dem allgäu-schwäbischen Raum scharenweise nach Kaufbeuren. Sie knüpfen die Bande zwischen dem ESVK und seiner treuen Anhängerschaft.

Beppo Riefler war ein begnadeter Kämpfer. Er arbeitete bedingungslos zurück, stellte Räume zu, blockte Schüsse, ging in die Ecken, eroberte Scheiben. Dies war aber nur die eine Seite des wieselflinken Stürmers, der auch in der Vorwärtsbewegung Akzente zu setzen vermochte, das eigene Angriffsspiel ankurbelte und als spielstarker Zulieferer glänzte. „Die Hoffnung der Niederbayern währte nur knapp eine Minute, dann verwandelte Hegen einen Musterpass von Riefler zum Ausgleich“, berichtete der Sportkurier im Frühjahr 1985 von dem berauschenden 4:2 gegen den EV Landshut, mit dem der ESVK zum zweiten Mal in Folge ins Halbfinale um die deutsche Meisterschaft einzog. Nicht zuletzt dank des agilen Flügelstürmers, der sich trotz seiner geringen Körpergröße auch gegen physisch stärkere Gegner durchzusetzen vermochte. Der Berliner Platz bebte und in der rappelvollen Hütte lagen sich weit mehr als sechstausend Besucher in den Armen. Auf ungezählten Ehrenrunden vollführte die Mannschaft wahre Freudentänze. Kaufbeuren stand kopf.

Beppo Riefler verkörperte den Prototyp des Defensivstürmers. Arbeiter nannte man seinerzeit die für gewöhnlich im Schatten glänzender Topscorer stehenden Angreifer, die indessen eine Schlüsselrolle im Gefüge einer Eishockeymannschaft einnehmen und heute als Zwei-Wege-Stürmer bezeichnet werden. Sie sind beständig unterwegs und stets dort zu finden, wo sie gebraucht werden. Kein Weg ist ihnen zu weit. Wie seinerzeit Beppo Riefler, der die Spielfläche wie kaum ein anderer beackerte und jeden Quadratzentimeter Eis kannte.

Und wenn es sein musste, dann wich er eben auch einmal ein ganzes Spiel über der bald zwei Köpfe größeren Tormaschine Erich Kühnhackl nicht von der Seite. Beharrlich engte er die Kreise des Langen mit fairer Hartnäckigkeit ein. Beppo Riefler ließ sich niemals abwimmeln und unterkriegen, das ließ er sich schon gleich gar nicht. Ein Sinnbild für den anno sechsundvierzig gegründeten Eissportverein von der Wertach, der sich schon immer als David den Eishockeygoliaths des Landes entgegengestemmt hat.

Geboren: 9. August 1957
Körpergröße: 170 cm
Rückennummer: 18
Position: Außenstürmer
Seniorenteam des ESVK: 1977 bis 1990
Bundesliga: 9 Jahre, 366 Spiele, 70 Tore, 105 Assists

Text: Manfred Kraus

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