"Wenn ich daran zurückdenke, bekomme ich immer noch eine Gänsehaut.“

Interview mit den ESVK Gesellschaftern Thomas Petrich und Thomas Hübner


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Seit nun mehr sechs Jahren ist die Profi-Abteilung des ESV Kaufbeuren als ESVK Spielbetriebs GmbH vom Stammverein des ESV Kaufbeuren ausgegliedert. Seit sechs Jahren leitet dabei auch ESVK Geschäftsführer Michael Kreitl die Geschicke des Allgäuer Traditionsvereins. Dazu kommen die vier Gesellschafter der ESVK Spielbetriebs GmbH: Thomas Hübner, Werner Höbel, Karl-Heinz Kielhorn und Thomas Petrich, die sich eigentlich immer sehr still im Hintergrund halten. Wir haben nun einmal mit zwei der vier Gesellschafter, in Person von Thomas Hübner und Thomas Petrich, in einem Interview ein kleines Fazit über sechs Jahre ESVK Spielbetriebs GmbH gezogen.

esvk.de: Könnt ihr euch noch an die außerordentliche Mitgliederversammlung erinnern, als es darum ging, die Profi-Abteilung auszugliedern und eben die ESVK Spielbetriebs GmbH zu gründen?

Thomas Hübner: „Ja natürlich, wir waren wirklich sehr nervös, ob unser Vorschlag, die Profi-Abteilung auszugliedern, überhaupt auf Zustimmung stoßen würde. Dass die Mitglieder des ESV Kaufbeuren e.V. sich dann schlussendlich fast einstimmig dafür, es gab ja nur eine Enthaltung, ausgesprochen haben, hat uns sehr gefreut und gleichzeitig auch total motiviert. Zugleich ist und war es auch eine große Verpflichtung gegenüber dem Verein, den Mitgliedern, Aktiven und Fans. Für uns alle vier ist es eine große Ehre, eine kleine Strecke der langen Epoche des ESV Kaufbeuren mitgestalten zu dürfen.“

esvk.de: Wie kam es eigentlich dazu, dass ihr vier euch dazu entschlossen habt, die ESVK Spielbetriebs GmbH zu gründen und somit auch den ESVK, zumindest die Profi-Abteilung, zu übernehmen?

Thomas Petrich: „Wir hatten als Sponsoren und Unterstützer immer eine Professionalisierung des ESVK angemahnt, da in unseren Augen in der heutigen Zeit ein Profi-Sportverein nur sehr schwierig ehrenamtlich zu führen ist. Zusätzlich sahen wir auch immer das existenzielle Risiko für einen eingetragen Verein.“

esvk.de: Nach der Gründung der ESVK Spielbetriebs GmbH kam viel Arbeit auf Euch zu. Eure erste Amtshandlung war es, Michael Kreitl als Geschäftsführer zu bestellen. Wie kam es eigentlich dazu und gab es auch andere Bewerber?

Thomas Hübner: „Wir wollten jemand an unserer Spitze haben, der idealerweise aus dem Umfeld des ESVK und aus der Region ist. Dazu im besten Fall eben auch aus dem Eishockey kommt und die Gegebenheiten im Sport und auch beim ESVK kennt und unsere Werte mitträgt. Natürlich gab es auch einige andere Bewerber. Wir haben uns aber ehrlicherweise gezielt gegen einen „alten Hasen“ entschieden, um ohne irgendeine Voreingenommenheit, gemeinsam eine Zukunft gestalten zu können. Schlussendlich hat uns Michi Kreitl in den vielen Gesprächen auch einfach an meisten überzeugt.“

esvk.de: Das erste Jahr als ihr in Amt und Würden wart, war nochmal ein sehr schweres. Der ESVK konnte den Abstieg in letzter Sekunde abwenden? Was ging da in euch vor?

Thomas Petrich: „Oh ja. Das war eine sehr belastende Situation für uns alle, als wir im ersten Jahr sportlich gleich mal mit dem Rücken zur Wand standen. Unser Ziel war es ja, dies in Zukunft zu vermeiden. Aber der Sport ist halt nicht immer so planbar. Aber das macht es ja auch aus. Im Negativen wie im Positiven. Sicherlich war hier auch die Unerfahrenheit aller Beteiligten ein Faktor. Der Klassenerhalt hat uns dann aber natürlich umso mehr gefreut. Dazu war es für alle mit Sicherheit auch ein sehr lehrreiches Jahr, was uns im Endeffekt auch irgendwie für die Zukunft gutgetan hat.“

esvk.de: Danach ging es von ganz unten in der Tabelle nach deutlich weiter oben. Das letzte Jahr am Berliner Platz war ein sportlich sehr erfolgreiches, welches im Playoff-Halbfinale gegen die Bietigehim Steelers endete. Ihr wart, wenn man das so sagen darf, im ersten Halbfinale in Bietigehim mittendrinn statt nur dabei?

Thomas Petrich: „Ja der sportliche Erfolg tat allen sehr gut und es war natürlich auch super, dass wir im letzten Jahr am Berliner Platz, den Fans endlich wieder tolles und begeisterndes Eishockey bieten konnten. Das Spiel in Bietigheim war wirklich ein sehr besonderes, welches wir natürlich auch live erleben wollten. Für uns war klar, dass wir wirklich mittendrin sein wollen, die Stimmung unter den vielen Hundert ESVK Fans war einfach gigantisch. Man stelle sich vor, unsere Mannschaft hätte das Spiel noch gewonnen, aber auch so war es ein tolles Erlebnis. Dazu muss man auch sagen, dass wir teilweise ja auch im alten Stadion am Berliner Platz oft unter der Anzeigentafel unseren Stammstehplatz hatten. Es war also vielleicht gar nicht so außergewöhnlich, dass wir auch bei diesem Spiel bei unseren Fans standen.“

esvk.de: Danach kam der Umzug in die erdgas schwaben arena. Ein großer Meilenstein in der Geschichte des ESVK. Der aber auch von allen viel einforderte?

Thomas Hübner: „Das neue Stadion hat uns natürlich schon in der Planungsphase sehr gefordert, da uns die Stadt Kaufbeuren schon sehr früh in diese mit eingebunden hatte. In vielen Bereichen konnten wir uns auch noch gewinnbringend für den ESVK engagieren, in andere leider nicht mehr, da diese einfach schon gegeben waren und nicht mehr geändert werden konnten. Vieles musste aufgebaut und organisiert werden. Unter anderem die Bewerbungen für die Rechte an der Gastronomie, also dem Kiosk-Betrieb und dem VIP-Bereich, sowie der Werbeflächen waren schon zeitaufwendig und auch sehr wichtig, denn ohne diese wäre es fast unmöglich gewesen, DEL2 Eishockey in Kaufbeuren zu finanzieren. Dafür musste auch sehr viel Geld investiert werden. Die komplette Ausstattung dieser Bereiche hat der ESVK eben selbst finanziert, gleiches gilt zum Beispiel auch für den Videowürfel oder für den Kabinenbereich der Joker. Aber das Gefühl nach dem ersten Heimspiel, wir haben in einem nervenaufreibenden Spiel ja mit 1:0 gegen den EHC Freiburg gewonnen, war einfach fantastisch. Wenn ich daran zurückdenke, bekomme ich immer noch eine Gänsehaut.“

esvk.de: Es folgten drei weitere sportlich, wie auch finanziell, erfolgreiche Jahre. Ausgebremst von der Corona-Pandemie nach dem entscheidenden Sieg in den Pre-Playoffs gegen die Bietigehim Steelers. Wie hat die Pandemie den Sport und auch das Geschäft Eishockey eurer Meinung nach verändert?

Thomas Petrich: Der sportliche Erfolg der letzten Jahre hat uns natürlich immer sehr gefreut, finanziell war es aber auch immer eine große Herausforderung. Aber ich denke, da sind wir im Eishockey nicht alleine. Die letzte Spielzeit haben wir aber mehr oder weniger im Blindflug geplant, da es ja nicht absehbar war, wie und ob ein Spielbetrieb überhaupt stattfinden könnte und ob irgendwelche Staatshilfen zu erwarten waren. Dieses Gefühl hatten wir ja aber leider auch bei unseren eigenen Firmen.“

esvk.de: Sportlich war auch die letzte Saison, dann trotz aller Widrigkeiten und vieler Ungewissheiten, erneut eine Erfolgreiche. Die Mannschaft zog in die Playoffs ein und finanziell kam man auch gut über die Runden?

Thomas Hübner: „Dank der staatlichen Hilfen sind wohl alle Clubs mit dem Schrecken davongekommen. Wir gehen aber auch davon aus, dass es in der kommenden Saison wieder schwierig wird, da ja auch derzeit wieder nicht klar ist, wie die Saison aussehen wird. Dürfen Zuschauer in die Stadien, wenn ja wie viele und unter welchen Vorgaben. Gibt es wieder staatliche Hilfen, wenn ja in welcher Form? Darf die Gastronomie im Stadion betrieben werden? Fragen über Fragen. Dazu muss einfach auch damit gerechnet werden, dass die staatlichen Hilfen aus der vergangenen Spielzeit, noch bei allen Clubs geprüft werden. Viele FAQs sind noch nicht eindeutig formuliert und lassen leider viel Platz für Spekulationen. Daher kann es auch sein, dass Gelder zurückbezahlt werden müssen.
Unser Ansinnen war es aber schon immer, den ESVK auf solide Beine zu stellen. Dies bedeutet aber auch, dass man sich nicht alles und jeden Spieler leisten will oder auch kann, den man vielleicht gerne noch im Kader hätte. Wir verfolgen hier einfach eher einen konservativen Ansatz mit dem Fokus auf Nachhaltigkeit.“

esvk.de: Unser Geschäftsführer Michael Kreitl stand in den letzten beiden Sommern immer wieder mal, bei Teilen der Fans, stark in der Kritik, was die eine oder andere Personalentscheidung betrifft. Wenn man auf die letzte Spielzeit zurückblickt, scheinen seine Entscheidungen nicht falsch gewesen zu sein. Jetzt gibt es wieder Kritik, wie seht ihr das?

Thomas Hübner: „Wir sind wirklich immer offen für eine konstruktive Kritik an unseren Entscheidungen und sind uns auch darüber bewusst, dass es manchmal – wie in einer Firma auch – unpopuläre Entscheidungen gibt. Michael Kreitl ist mit uns aber hier immer sehr offen im Gespräch und erläutert seine Entscheidungen plausibel und wir sind somit auch immer dementsprechend vorab informiert. Unsere „Goldene Regel“ ist aber auch, dass wir uns in sportliche Entscheidungen nicht einmischen. Dazu muss man aber auch sagen, dass wir dies bisher auch noch nicht als nötig empfunden haben.“

Thomas Petrich: „Mir liegt hier aber auch noch etwas auf dem Herzen. Die teilweise sehr unsachliche, auch beleidigende und im Ton unverschämte Kritik an unserem Geschäftsführer ist für uns eigentlich nicht nachvollziehbar und nimmt uns viel Spaß und Freude an unserer Arbeit für den ESVK. Ehrlicherweise macht uns das auch alle sehr nachdenklich - das war einfach oft nicht der Ton wie wir es gewohnt sind, miteinander umzugehen. Konstruktiver Kritik stehen wir immer offen gegenüber, aber diesen Ton wollen wir in Zukunft nicht akzeptieren. Das widerspricht auch dem Vereinsmotto „Gemeinsam stark“!

Thomas Hübner: „Ergänzend dazu möchte ich noch anbringen, dass man als Gesellschafter viel Geld, Arbeit und sehr viel Herzblut in den ESVK hineinsteckt. Irgendwie sind wir ja selber zu allererst auch Fans und müssen manchmal eben Entscheidungen treffen, die unbeliebt sind, aber letztlich eben aus unserer Sicht oder eben aus Sicht von Michi Kreitl die besten für den Verein sind. Auch wenn das nach außen hin mal anders aussieht oder sich erst später auszahlt. Da müssen nicht nur wir als Gesellschafter geduldig sein, sondern auch die Fans. Die Erfolge der letzten Jahre, die unbestreitbar da sind, bestätigen ja auch, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Das viele Fans da emotional dabei sind, ist auch verständlich, nachvollziehbar und absolut richtig. Manchmal hat man aber eben das Gefühl, dass überhaupt kein Vertrauen da ist und das wiederum, nimmt auch uns als Gesellschafter immer wieder persönlich sehr mit. Gleichzeitig wirkt es sehr demotivierend solche Dinge zu lesen oder zu hören, die einfach unsachlich, beleidigend oder sogar, man glaubt es kaum, mit Todeswünschen versehen sind. So lange wir in Führungspositionen solche Leute haben, die nicht nur nach der besten Außendarstellung entscheiden, sondern eben nach dem besten zu erwartendem Ergebnis für den ESVK, stehen wir hinter Michael Kreitl.“

esvk.de: Ihr habt den Vertrag mit Michael Kreitl ja auch unlängst erneut um zwei weitere Jahre verlängert. Eine logische Konsequenz?

Thomas Hübner: „Ja, Michi Kreitl kam als sehr junger Geschäftsführer zu uns. Im Endeffekt begann direkt nach dem 2:0 Erfolg im sechsten und entscheidenden Play-Down Spiel gegen die Heilbronner Falken, in dem er ja noch als Spieler entscheidend auf dem Eis stand, seine Arbeit hinter den Kulissen. Es war also ein sehr schneller Übergang vom Sportler zum Manager bzw. Geschäftsführer. Er hat seit dieser Zeit zusammen mit seinem Team eine sehr gute Entwicklung genommen. Gerade auch in der Sponsoren-Entwicklung ist hier wirklich sehr viel positives passiert. Dazu ist er nicht nur bei uns, sondern auch innerhalb der DEL2 auch sportlich sehr geschätzt und in diversen Ausschüssen vertreten. Weiter hat er auch die Zusammenarbeit mit dem Nachwuchs über die Jahre hinweg deutlich intensiviert und vielen jungen Spielern Perspektiven eröffnet und hat das Eishockey, zusammen mit den Verantwortlichen im Nachwuchs, im gesamten Allgäu im Blick. Daher war die Vertragsverlängerung mit ihm wirklich die logische Konsequenz.“

esvk.de: Wenn ihr jetzt in die Zukunft schaut. Seht ihr den ESVK, trotz der Corona-Pandemie, weiterhin gut aufgestellt?

Thomas Petrich: „Wenn das langjährige Motto des ESVK, „Gemeinsam Stark“ von uns allen weitergelebt wird, sehen wir die Zukunft des ESV Kaufbeuren nicht gefährdet. Getreu unserer Strategie werden wir aber niemals am „Wettrüsten“ einiger DEL2 Clubs teilnehmen, sondern weiter unseren Weg gehen. Es gab in der älteren und auch jüngeren Vergangenheit leider genügend negative Beispiele, wie zu hohe finanzielle Risiken einem Club die Existenz gekostet haben. Natürlich gilt es immer sportlich mithalten zu können, dies sehen wir aber auch dieses Jahr voll gegeben. Schön wäre es natürlich, wenn wir in der anstehenden Saison wieder vor unseren Fans spielen könnten und alle zusammen die einzigartige Stimmung zusammen erleben dürften. Ich denke, dass wir gerade in Kaufbeuren immer einen echten Heimvorteil hatten. Den hätten wir schon sehr gerne wieder zurück.“

Foto: Privat

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